SOS WEIMAR

Marktplatz

Kriterien für alle Planungsentscheidungen zu diesem Thema:

Ergebnisse Phase Null

Welche Empfehlungen aus der Phase Null liegen den Entscheidungen zugrunde?

In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.

Marktplatz / 150 m²

Der Marktplatz bildet in Weimar das multifunktionale Zentrum für die gesamte Schulgemeinde und funktioniert als Bindeglied zu den weiteren Funktionsbereichen, die sich daran angliedern bzw. mit ihnen zu einem größeren Raumverbund verschmelzen. Darüber hinaus dient der Marktplatz der Adressbildung nach außen und ist der soziale Kristallisationspunkt der Schule. Er dient als täglicher informeller Treffpunkt. Dieser Bereich dient im Schulalltag als Erweiterung für die Lernräume, Pausenraum, Begegnungsort, aber auch als Orientierungs- und Informationspunkt und nicht zuletzt als Ort für Schulfeiern und Vorträge vor einem großen Publikum. Um die Aufenthaltsqualität zu steigern, ist die Ausbildung von Sitzstufen und eine entsprechende Höhenentwicklung wünschenswert (unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit, z. B. mit einer Rampe).

Um diesen Bereich entsprechend groß und vielseitig ausbilden zu können, sollen die Funktionsbereiche, die dem Ganztagsbetrieb und künstlerischen Fachbereichen zugeordnet sind, zu einem größeren Raumverbund zusammengeschlossen werden: Marktplatz, Hort, Schulsozialarbeit, Schülermitverwaltung, Gestalten und Therapie, Werken und Kunst, Musik, Hauswirtschaft, Mehrzweck- und Speiseraum, Schulküche. Auch die Verwaltung soll sich räumlich an den Marktplatz anschließen. Eine gute Anbindung an den Außenraum ermöglicht fließende Übergänge in den Park und zum Schulgarten.

Normen & Richtlinien

Welche Rahmenbedingungen gelten für das Projekt und wie werden sie gelöst?

Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.

Neue Raumtypologien

In den thüringischen Schulbauempfehlungen (Hier: SchulbauEmpfTH) kommen Gemeinschaftsbereiche im Sinne von Kommunikationsbereichen, die dem sozialen Austausch der Schulgemeinschaft dienen, nicht vor. Zwar findet sich unter 6. Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereich eine ähnliche Begrifflichkeit, die Ausführungen dazu aber machen deutlich, dass damit ein Raum für Schulveranstaltungen im Sinne einer separaten Aula gemeint ist.

Das Raumprogramm der Staatlichen Gemeinschaftsschule widmet daher manche Räume des Flächenprogramms für Schulen in Thüringen um und ordnet damit verbundene Funktionen neu zu (z. B. multifunktionale Lösungen statt Horträume, flächendeckend vernetzte IT-Infrastruktur statt Computerfachraum, arbeitsplatznahe Ablagemöglichkeiten und Handapparat statt Bibliothek).

Versammlungsraum oder Lernort?

Während der konventionelle Schulbau von einer hierarchischen Ordnung an Raumgrößen geprägt war, wird bei neuen Schulraumkonzepten ein Nebeneinander vielfältiger Raumgrößen mit teilweise wechselnden Nutzungen notwendig. Das führt dazu, dass an ähnlich große Räume in einer Schule unterschiedliche Anforderungen gestellt werden, abhängig davon, ob sie als Unterrichtsflächen oder als Gemeinschaftsflächen definiert sind. Programmflächen über 200 m², die nominell nicht zu den Unterrichtsflächen zählen, fallen daher unter die Versammlungsstättenverordnung. Das hat unter anderem Konsequenzen für das Belüftungskonzept dieser Räume (§ 17 der MVStättVO (2014)).

Lüftung

Wirtschaftlichkeit

Wie werden die spezifische Anforderungen im Projekt wirtschaftlich und nachhaltig gelöst?

Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.

Mehrfachnutzung von Flächen

Mit der Kombination und Überlagerung verschiedener gemeinschaftsbildender Funktionen kann ein hohes Maß an Flächenauslastung erzielt werden, das zugleich den sozialen Austausch innerhalb der Schulgemeinschaft unterstützt. Räume, die nur wenige Stunden am Tag genutzt werden, sollten unbedingt vermieden werden.

In der Phase Null werden eine Vielzahl an Funktionen aufgeführt, die eine adressbildende Funktion in der Schule übernehmen könnten. In der planerischen Umsetzung aber wird abgewogen, welche Funktionen sich zeitlich und raumatmosphärisch besonders gut ergänzen, aus diesem Grund erhalten nicht alle die gleiche bevorzugte erdgeschossige Lage. Das Bistro soll in diesem Prozess eine Schlüsselrolle einnehmen, weil dieser Raumbereich ganztägig als gemütlicher Rückzugs- und Kommunikationsort, als Ort für Veranstaltungen – gegebenenfalls auch für externe – dienen soll.

In der Kombination mit dem Fachbereich Musik entsteht eine Fläche, die im zeitlichen Wechsel ganz unterschiedliche Rollen im Schulleben einnehmen kann. Es gibt ein Orchester an der Schule und die Marktplatzfläche kann gut für gemeinsame Proben und Aufführungen genutzt werden. Für den regulären Musikunterricht wird ggf. ein Teilbereich der Fläche mit akustisch wirksamen Faltwänden abgetrennt. In den Morgenstunden und am Nachmittag wird dieser Raumverbund auch durch den Hort genutzt. In der Teeküche können Kaffee und Snacks zubereitet und in der naheliegenden Außenremise Spiel- und Bewegungsmaterialien verstaut werden.

Eine besondere Stärke des Standortes ist das große Grundstück mit dem vorhandenen Großgrün, das bereits eine wichtige Rolle als Gemeinschaftsbereich, informeller Treffpunkt und Rückzugsort spielt. Mit der vorgelagerten Terrasse verbindet sich der Marktplatz mit der Landschaft. Die davorliegende Terrasse stellt eine mögliche Vergrößerung der Innenfläche dar und ermöglicht z. B. im Sommer, das Mittagessen draußen einzunehmen.

Vernetzung der Standorte

Im Zuge notwendiger Kosteneinsparungen im Planungsprozess wurde überprüft, welche Gemeinschaftsflächen bereits durch die beiden Standorte der Schule im Stadtzentrum abgedeckt sind und daher entfallen können. Weil sich an beiden Standorten bereits eine Aula befindet, die für Veranstaltungen mitgenutzt werden kann, wird der Marktplatz an diesem Standort ohne Bühnenbereich und Bühnentechnik ausgeführt. Der Hauswirtschaftsbereich wurde ebenfalls gestrichen, weil dafür Räume eines anderen Standortes genutzt werden können. Hinzu kommt, dass in allen Clustern eine Teeküche mit Küchenzeile vorhanden ist. Wegen ihrer wohnlichen Atmosphäre und der Ähnlichkeit zu einer normalen Küche eignen sich diese für kleinere Kochprojekte mit Schülerinnen, Schülern und Eltern sogar besser und können schneller und direkter in den Schulalltag eingebunden werden als eine zentrale Lehrküche. Bei diesen Flächeneinsparungen geht es nicht nur um reine Kürzungen und Sparmaßnahmen, sondern um eine bessere Vernetzung der Standorte miteinander: Es ist gewünscht, dass es Bewegung zwischen den Standorten gibt, der Austausch gestärkt wird und sich die Flächeneffizienz insgesamt erhöht.

Im Zuge der Flächenreduzierung ist auch der gesonderte Raum für den Hort weggefallen, denn im Sinne einer ganztägigen inklusiven Schule stehen alle vorhandenen Räume der Cluster, die Gemeinschaftsbereiche und auch die Fachbereiche dem Hort gleichermaßen zur Verfügung. Aus diesen Gründen sind die Flächen für die Gemeinschaftsbereiche in der LP3 gegenüber der Phase Null reduziert worden.

Öffnung in das Stadtgebiet

Mittels Mehrfach- und Mischnutzungen kann sich ein Schulgebäude für weitere Funktionen in der Kommune öffnen, was auch die ökonomische Effizienz verbessert. Durch die außenliegenden Treppen können in Weimar alle Geschosse unabhängig voneinander betreten werden. Daher lässt sich (nicht nur) der Marktplatz sehr einfach entkoppelt auch außerhalb der Schulzeiten für weitere, außerschulische Veranstaltungen nutzen.

Gestaltung

Welche ästhetischen, kulturellen und gestalterischen Aspekte prägen das Konzept?

Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".

Gebäudeproportionen

Die Organisation der Gemeinschaftsbereiche wird im Zusammenhang mit der städtebaulichen Form betrachtet. In der Phase Null wurden sehr viele Gemeinschaftsbereiche gefordert, für die eine Anordnung im Erdgeschoss oder im Raumverbund mit im Erdgeschoss angesiedelten Bereichen wünschenswert wären. In der planerischen Umsetzung besteht aber auch der Anspruch, ein wohlproportioniertes schönes Haus zu entwickeln. Anders als vorgesehen, werden nicht alle gemeinschaftsbildenden Funktionen gleichermaßen ebenerdig angesiedelt. Für das große Grundstück mit viel Baumbestand wird eine kleinteilige Struktur aus drei kompakten Einzelbaukörpern entwickelt, die sich in die grüne Umgebung einfügen und unabhängig genutzt werden können. Neben zwei Lernhäusern gibt es ein Gemeinschaftshaus, in dem die gemeinschaftsbildenden Funktionen auch übereinander angeordnet werden. Mit der kleinteiligen Gebäudestruktur kommt dem Außenraum als verbindendem räumlichen Element eine umso höhere Bedeutung für die Gemeinschaft zu.

Raumatmosphäre

Atmosphäre und Ambiente gleichen in der Gestaltung einem Bistro oder Café. Durch eine räumliche Ausdifferenzierung werden Zonen für kürzere oder längere Aufenthaltsdauer mit unterschiedlichen Atmosphären ausgebildet: z. B. für Schnellesser im Stehen, in kleinen Gruppen gemeinsam essen, in loungeartigen Sitzecken ausruhen, zu zweit am Kaffeetisch beraten etc.

Wenn der Marktplatz als angenehmer und auch akustisch optimierter Aufenthaltsort gestaltet wird, wird er auch als Lern- und Kommunikationsort angenommen. Damit ist die Gestaltung ein Gegenmodell zu monofunktionalen Aulen oder hallenartigen und hallenden, lauten Schulmensen.

Projektstorys und Planschrank

Diese Webseite verwendet Cookies

Wir verwenden Cookies, um grundsätzliche Funktionen wie die Merkliste zur Verfügung zu stellen sowie die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Mehr Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerkärung.