SOS WEIMAR

Raumakustik

Kriterien für alle Planungsentscheidungen zu diesem Thema:

Ergebnisse Phase Null

Welche Empfehlungen aus der Phase Null liegen den Entscheidungen zugrunde?

In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.

Die Raumakustik war in Weimar kein explizites Thema der Phase Null. Die Bedarfe an die akustische Umgebung sind in der Beschreibung der Aktivitäten im Schulalltag jedoch implizit enthalten. Die konkreten planerischen Lösungen wurden in den weiteren Leistungsphasen im Zusammenhang der Grundrissentwicklung und Ausbauplanung entwickelt.

Normen & Richtlinien

Welche Rahmenbedingungen gelten für das Projekt und wie werden sie gelöst?

Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.

Vorgaben der DIN und neue Schulraumtypologien

In der DIN 18041 wird erläutert, wie eine gute Sprachverständlichkeit je nach Nutzungsart des zu untersuchenden Raumes planerisch erreicht werden kann. Dabei wird auf Einflussgrößen wie Raumform, Schallweglängen und Anordnung von absorbierenden und reflektierenden Flächen Bezug genommen. Als wichtigstes Kriterium wird die Nachhallzeit bzw. das Verhältnis der absorbierenden Flächen zum Raumvolumen betrachtet. Es wird davon ausgegangen, dass mit einer Einhaltung der primären normativen Anforderungen die gewünscht gute Raumakustik erreicht werden kann. Bei größeren Raumverbünden aber mit mehreren parallel stattfinden Ereignissen rücken die vielseitigen Einflussmöglichkeiten von Raumorganisation, Proportion und Materialität stärker in den Vordergrund. Die rechnerische Ermittlung und Auslegung der Nachhallzeit nach normativen Vorgaben alleine ist daher nicht ausreichend, um eine sehr gute akustische Qualität in offenen Raumverbünden wie Cluster oder Lernlandschaften zu garantieren.

DIN-Vorgaben nicht uneingeschränkt übertragbar

  • Lernlandschaften oder Clusterkonzepte mit einer offenen Mitte kommen auch in der im Jahr 2016 überarbeiteten Norm als »typische« Nutzungsart im Schulbau noch nicht vor. Für die Nutzungsart A4 Unterricht / Kommunikation inklusiv wird zwar von einer »kommunikationsintensiven Nutzung mit mehreren Sprechern im Raum verteilt« ausgegangen, dennoch wird weiterhin eine auf den Gesamtraum bezogene Soll-Nachhallzeit angegeben, ohne Hinweise dazu, wie diese parallelen Nutzungen im Einzelnen raumakustisch gut umzusetzen sind.

  • Einschränkend wird der Hinweis gegeben, dass die Nutzungsart A4 Unterricht / Kommunikation inklusiv für Räume über 500 m³ nicht geeignet ist. Diese Größe entspricht etwa dem Raumvolumen von drei Standard-Klassenzimmern. Raumbereiche von Clustern oder offenen Lernlandschaften für drei bis vier Stammgruppen weisen dagegen ein Raumvolumen von 1.000 bis 1.500 m³ auf.

  • Lärmsenkende Eigenschaften von raumakustischen Maßnahmen im Sinne der Schallentstehung werden nach strikt normativer Betrachtung außer Acht gelassen. Beispielsweise bringt ein Teppichboden neben seiner schallabsorbierenden Wirkung einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Reduzierung der Lärmbelastung mit sich, da durch diesen insbesondere die Entstehung von Schall durch Schritte und bewegende Möbel reduziert wird. Geräusche, die aus eher unruhigen Aktivitäten herrühren, treten dann in der Klangumgebung weniger zum Vorschein, was zu einer ruhigeren Gesamtatmosphäre beitragen kann. Ein solcher Effekt ist in der rechnerischen Betrachtung der Gesamtnachhallzeit nicht abbildbar. Ähnliches gilt für gepolsterte Raumnischen und Alkoven, die unabhängig von der Gesamtnachhallzeit akustisch abgedämpfte Rückzugsbereiche ausbilden können.

  • Die implizite Gleichsetzung von hoher Nachhallzeit und lärmender Umgebung greift zu kurz: Ob eine Klangumgebung als störend oder angenehm empfunden wird, hängt von mehr Aspekten als der Nachhallzeit und der Lautstärke ab. Auch in einer ruhigen und gedämpften Umgebung können einzelne Geräusche wie Schritte oder Stühlerücken als störend empfunden werden. Und Work Cafés funktionieren gerade deswegen so gut, weil erst eine verlässliche Grundlautstärke es erlaubt, sich vertraulich am Tisch unterhalten zu können.

Bezug zu Regelwerken für verwandte Raumtypologien

Eine komplexere Betrachtung der akustischen Umgebung findet sich in der Richtlinie VDI 2569 Schallschutz und akustische Gestaltung in Büros. Hier werden auch Großraumbüros behandelt, die typologisch offenen Lernraumkonzepten ähneln. Ein wichtiger Unterschied zur DIN 18041 besteht darin, dass auch Maßnahmen zur Verminderung der Sprachverständlichkeit aus benachbarten Bereichen sowie zur Senkung von Störgeräuschen zum störungsfreien Arbeiten behandelt werden (vgl. Christian Nocke, Jens Victora, VDI 2569:2019 – Neue Klassifizierung für Büro-Raumakustik, in: Lärmbekämpfung Nr 14, 2019, S. 190-197). Eine Planung, welche die Sprachverständlichkeit und Abklingrate zwischen unterschiedlichen Arbeitszonen im Raum einschließt, erfordert Simulationsberechnungen.

Blick nach Dänemark

In Dänemark gibt es bereits einen offiziellen Leitfaden, der sich mit den spezifischen raumakustischen Anforderungen von offenen Lernlandschaften beschäftigt (Dan Hoffmeyer, Lydforhold i undervisnings- og daginstitutionsbygninger, Hørsholm 2008). Dieser Leitfaden ergänzt als Empfehlung die festen Vorgaben der Dänischen Bauordnung. Wesentlicher Unterschied zu den Empfehlungen der DIN 18041 für Schulen ist die Einbeziehung des Sprach-Transmission-Index als Qualitätskriterium in der Planung. Darüber hinaus bietet der Leitfaden eine einfache Checkliste von Merkmalen, die bei der Planung von offenen Lernräumen (open plan schools) beachtet werden sollten. Die Empfehlungen basieren zu einem großen Teil auf den Erfahrungen der akustischen Planung für die Hellerup Skole und richten sich nicht nur an die akustische Fachplanung, sondern an das gesamte Planungsteam.

Gestaltung

Welche ästhetischen, kulturellen und gestalterischen Aspekte prägen das Konzept?

Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".

Hörbar

Die Lernlofts in Weimar bieten eine hochwertige Arbeitsatmosphäre, in welcher Gespräche stattfinden können, ohne dass andere deutlich dadurch ­gestört werden. Ausstattung und Möblierung bewirken eine Ausdifferenzierung des Großraumes in raumakustische Nischen und Inseln. Es gibt Bereiche mit höherer Schallabsorption, die als besonders ruhig empfunden werden, und Umgebungen mit schallreflektierenden Flächen, welche die Sprach­verständlichkeit erhöhen sollen. Auch die Raumhöhe von 3,50 m spielt für die akustische Grundstimmung eine wichtige Rolle. Denn je größer das Raumvolumen, desto länger werden die Schallwege und desto mehr überlagern sich die unterschiedlichen Schallquellen im Raum.

Sichtbar

Die Wirkung schallabsorbierender Flächen ist maßgeblich abhängig von deren Größe. Aus Kostengründen wird in vielen Fällen im Schulbau eine Standard-Raster-Akustikdecke eingesetzt. Damit ist die Gestaltung der Decke vorgegeben, während der ästhetischen Gestaltung wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Weimar wird mit einer ebenfalls günstigen, direkt an der Decke befestigte magnesit-gebundene Holzwolleplatten eine im Schulbau untypische gestalterische Alternative für Standardlösungen gewählt. Wand- und Regalflächen, Mobiliar und Ausstattung werden in die raumakustische Planung einbezogen.

Projektstorys und Planschrank

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