SOS WEIMAR

Allgemeine Lernbereiche

Lichtdurchflutete hohe Räume ermöglichen fließende Lernsettings. Eine einfache Grundstruktur kann nutzungsspezifisch durch Ausbau und Möblierung angepasst werden.

Kriterien für alle Planungsentscheidungen zu diesem Thema:

Ergebnisse Phase Null

Welche Empfehlungen aus der Phase Null liegen den Entscheidungen zugrunde?

In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.

Der Schulstandort in Oberweimar wird bis zur Jahrgangsstufe 9 in ­Clustern organisiert. Jeweils drei Stammgruppen von je 24 Schülerinnen und ­Schülern werden in einer Einheit zusammengefasst, die das altersüber­greifende Lernprinzip der Schule unterstützen. Die Fläche wird ergänzt um eine ­gemeinsame Mitte als erweiterte Lernfläche und Kommunikations­bereich ­sowie Teambereiche, Garderoben, Differenzierungsbereiche und Sanitärräume.
Teambereiche
Sanitärbereiche

Ausgehend von der Jenaplan-Pädagogik werden die Stammgruppenräume als »Schulwohnstuben« (Peter Petersen) ausgebildet, d. h. als Heimatbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität. Der Begriff zielt auf die Anforderungen an die wohnliche Qualität und Atmosphäre der Stammgruppenbereiche – dabei geht es nicht um »Stuben« im Sinne von abgeschlossenen Zimmern.
Möblierung

Jedes Lerncluster wird um einen zugehörigen Außenbereich erweitert.

Schulorganisation

Der Neubau in Oberweimar nimmt einen Zug der dreizügigen Gemeinschaftsschule auf, sowie ab der Jahrgangsstufe 10 die gesamte Stufenbreite. Zur Schule gehören zwei weitere Standorte, die sich im Zentrum von Weimar befinden. Die Jahrgangsstufen 1 – 9 unterteilen sich in je drei altersübergreifende Gruppen: Untergruppen 1.– 3. Jahrgang, Mittelgruppen 4.– 6. Jahrgang und Obergruppen 7.– 9. Jahrgang.

In einem Cluster der Jahrgänge 1– 9 soll jeweils eine Untergruppe, Mittelgruppe und Obergruppe untergebracht sein. Auf diese Weise wird das altersübergreifende Konzept bis einschließlich Klassenstufe 9 innerhalb eines Lernclusters abgebildet.

Das Cluster der Jahrgangsstufe 10 führt die drei Stammgruppen aus den drei Standorten in ein Lerncluster zusammen. Im Oberstufencluster der Jahrgänge 11 und 12 verschmelzen Clustermitte und Kursräume zu einer offenen Lernlandschaft für Input, Differenzierung und Freiarbeit für variierende Gruppengrößen. Eine Fläche von 120 m² soll für Klausursituationen räumlich abtrennbar und auch in zwei Räume teilbar sein.

Wandelbarkeit

Schulentwicklung ist ein Prozess. In der LPH2 gilt es, zu überprüfen, ob die räumliche Umsetzung der Cluster auch andere Lernraumkonstellationen zulässt, um langfristig Anpassungen des pädagogischen Konzeptes zu ermöglichen.

Für die Grundrissentwicklung der Cluster sind folgende weitere Kapitel wesentlich:
Brandschutz
Lüftung
Tageslicht
Möblierung

Phase Null Bericht

Normen & Richtlinien

Welche Rahmenbedingungen gelten für das Projekt und wie werden sie gelöst?

Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.

Raumprogramm für neue Schulraumtypologien

In den Schulbauempfehlungen für Thüringen (SchulbauEmpfTH 1997) kommen weder Gemeinschaftsschule noch Cluster als Schultyp bzw. Organisationsmodell vor. Die Raumprogramme und Raumanforderungen dieser Empfehlungen beruhen auf dem Modell einer Klassenraum-Flur-Schule und können für die Planung von andern Organisationsmodellen nur sehr bedingt oder nur im übertragenen Sinne zugrunde gelegt werden. In der Phase Null wurde daher folgende Ausgangssituation festgelegt:

Das Raumprogramm der Staatlichen Gemeinschaftsschule orientiert sich an den wesentlichen Funktionen der Raumprogrammempfehlungen für Thüringer aus dem Jahr 1997, es wurde aber punktuell an individuelle Bedarfe der Schule (Profil) und aufgrund des großen zeitlichen Abstandes zur Veröffentlichung der Empfehlung an aktuelle Herausforderungen und Gegebenheiten im Bildungssystem (Ganztag, Inklusion, Gemeinschaftsschule) angepasst. Die hauptsächlichen strukturellen und funktionalen Festlegungen bestehen im Bereich der allgemeinen Unterrichtsbereiche. Der »klassische« Klassenraum wird in Abhängigkeit vom Alter der Schüler mit weiteren Haupt- und Nebenfunktionen (Hortraum, Kursraum, Mehrzweckraum, Differenzierungsraum, Speiseraum, Lehrmittel, Lehrer/- innenarbeitsplatz, Garderobe) zu größeren Einheiten zusammengefasst und in eine sog. Clusterstruktur oder offene Lernlandschaft überführt. Fachräume wurden ebenfalls in Cluster zusammengefasst, um geeignete räumliche Voraussetzungen für fächerübergreifende Projekte und unterschiedliche Lernformen zu bieten. Manche Räume (z. B. Horträume, Computerfachraum, Bibliothek) wurden umgewidmet und damit verbundene Funktionen neu zugeordnet und weiter ausdifferenziert (flächendeckend vernetzte IT-Infrastruktur, einzelne Computerarbeitsplätze statt Computerfachraum, Handapparate statt Bibliothek, multifunktionale Lösungen statt Horträume). Musterraumprogramme für Gemeinschaftsschulen, inklusive Beschulung und Sozialarbeit an Schule kommen in den Empfehlungen nicht vor. Sie wurden intensiv diskutiert. Bestimmte Funktionen und punktuelle flächenmäßige Ergänzungen wurden neu aufgenommen.

Weitere Konflikte mit geltenden Regelwerken ergeben sich bei der Planung von Clusterstrukturen insbesondere aus den Normen und Richtlinien für den Brandschutz und die Akustik.
Brandschutz
Bauakustik
Raumakustik

Wirtschaftlichkeit

Wie werden die spezifische Anforderungen im Projekt wirtschaftlich und nachhaltig gelöst?

Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.

Standards neu denken

Die Kosten im Schulbau steigen immer weiter. Das Leitbild der Schule als Werkstatt beschreibt daher die grundlegende wirtschaftliche Zielsetzung, konventionellen Baustandards im Schulbau zu hinterfragen und zu reduzieren, um im Gegenzug ein Mehr an pädagogischer Raumqualität erzielen zu können: insbesondere mehr Fläche, mehr Anpassungsfähigkeit, mehr Höhe – große, lichtdurchflutete Räume.

Verhältnis von Nutzfläche und Gesamtfläche

Cluster und offene Lernlandschaften sind eine wirtschaftliche Organisationsform, weil horizontale Erschließungsflächen durch Mehrfachnutzung weitgehend in die pädagogischen Programmflächen integriert sind. Exemplarische Referenzbeispiele zeigen, dass gegenüber Klassenraum-Flur-Schulen der Anteil der Verkehrs-, Technik- und Nebenflächen von 66 % auf 53 % reduziert werden kann (vgl. Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland, hg. von Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, Bund Deutscher Architekten, Verband Bildung und Erziehung, Bonn/Berlin 2022, S. 77-80). Der Umgang mit den Verkehrsflächen wird im Kapitel Erschließung ausführlicher beschreiben.
Erschließung

Temperierte Flächen reduzieren

Treppenräume, Lager- und Technikräume haben andere Ansprüche an die Behaglichkeit als pädagogische Programmflächen und können geringer bis gar nicht temperiert werden. Im Grundriss werden diese Flächen zu einer kompakten und sehr reduzierten Funktionsschicht zusammengefasst, die teilweise unbeheizt bleibt und eine temperierte Pufferzone zu den Lernlofts ausbildet. So können langfristig die Betriebskosten für bestimmte Flächen niedriger gehalten werden.
Heizen & Temperieren

Gestaltung

Welche ästhetischen, kulturellen und gestalterischen Aspekte prägen das Konzept?

Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".

Hohe, helle Räume mit Werkstattcharakter

Die Lerncluster zeigen sich als Möglichkeitsräume mit Werkstattcharakter, die zu verschiedenen Lehr- und Lernformaten einladen und an wechselnde Nutzungen angepasst werden können. Die Gestaltung findet Ausdruck in einer einfachen Grundstruktur, robusten Materialien und hohen Räumen mit viel Tageslicht.

Der Baustandard wird reduziert, indem die Ausstattung dem Prinzip des Weglassens folgt: Unverputzte Wände, roher Estrich und Aufputz-Installationen schaffen den Charakter einer Loftwohnung und ermöglichen im Gegenzug z. B. raumhoch verglaste Innenwände für die Stammräume der Cluster und genug Budget für ästhetisch anspruchsvolle Ausstattungselemente. Die Gestaltung der Lernräume schafft bewusst einen Kontrast zu einem High-End-Ausbau, damit mehr Spielräume für Aneignungen geschaffen werden.

Projektstorys und Planschrank

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